"Die Vergütung für das Einspeisen wird häufig als irrelevant dargestellt, aber trifft das tatsächlich zu?"
Bei der Anschaffung einer Photovoltaikanlage ist die Anzahl der Module die relevanteste Entscheidung. Warum ist das so wichtig und was sind die gängigen Herangehensweisen?
Die Belegung mit PV-Modulen wird einmalig festgelegt und kann später kaum abgeändert werden. Montagesysteme und auch der Wechselrichter werden danach ausgelegt. Somit ist es zu aufwändig und unwirtschaftlich, zukünftige Anpassungen vorzunehmen. Umso wichtiger ist es, die Anzahl der Module bewusst und überlegt zu planen.
"Die Vergütung für das Einspeisen wird häufig als irrelevant dargestellt, aber trifft das tatsächlich zu?"
Viele Installateuren und Online-Konfiguratoren empfehlen, die Anlagengröße anhand des eigenen Verbrauchs festzulegen. Das klingt anfangs logisch, da die größte Ersparnis bei Photovoltaikanlagen dadurch entsteht, den produzierten Strom direkt selbst zu verwenden, anstatt ihn teuer vom Netzanbieter beziehen zu müssen. Je mehr Verbrauch, desto mehr Strom soll produziert werden. Die Vergütung für das Einspeisen wird häufig als irrelevant dargestellt, aber trifft das tatsächlich zu?
Die langfristige Entwicklung hat gezeigt, dass der Einspeisetarif bei ca. 50% des effektiven Bezugstarifs liegt und dies als Faustregel angenommen werden kann.
D.h. Wenn eine kWh aus dem Netz inkl. Abgaben 0,46€ kostet, bekommt man für jede eingespeiste kWh etwa 0,23€ zurück. Nach dem verrückten Halbjahr 2022 und den seither wieder deutlich gefallenen Energiepreisen (Stand Juni 2023) sind das reale Zahlen eines durchschnittlichen Bezugs- bzw. Einspeisetarifs.
Somit ist die Einspeisung alles andere als vernachlässigbar. Im Schnitt kann derzeit von einer Ersparnis von ca. 0,30€ pro produzierter kWh ausgegangen werden. Abhängig vom individuellen Verbrauchsprofil, z.B. beim Betrieb eines Elektroautos bzw. einer Hausbatterie kann die Einsparung noch höher sein. Wenn der Eigenverbrauch nicht optimiert ist und weder Speicher noch E-Auto vorhanden sind, dann ist die Einsparung etwas geringer.
"Durch ein einziges zusätzliches Modul ergibt sich ein zusätzlicher Systemgewinn von 2600€."
Klar ist, jedes zusätzliche Modul kostet Geld. Die Grenzkosten für jedes zusätzliche Modul sind jedoch sehr niedrig, da der Installations- und Materialaufwand nur geringfügig ansteigt. Bei einer Anlagengröße von 10 kWp kostet die Installation eines weiteren Moduls nur etwa 400€.
Ein modernes PV-Modul in guter Ausrichtung bringt ca. 500 kWh an Ertrag pro Jahr. Bei 0,30 €/kWh ergibt das eine jährliche finanzielle Ersparnis von ca. 150€. Wir gehen in unserem Beispielanlage von einer pessimistischen Lebensdauer von 20 Jahren aus und lassen Inflations-Effekte beiseite.
Durch ein einziges zusätzliches Modul ergibt sich ein zusätzlicher Systemgewinn von 2600€.
"Soll ein Dach vollständig genutzt werden, steigt der Planungsaufwand."
Mehr Module bedeuten höheren Umsatz. Warum sollte ein Installateur Interesse daran haben, die Anlage kleiner zu bauen? Die Antwort ist logisch und simpel.
Wollen Sie ihr Dach vollständig nutzen, steigt der Planungsaufwand. Um zu wissen, wie viele Module maximal auf das Dach passen, ist ein Blick von unten oder das gerne verwendete Satellitenbild unzureichend. Das Dach muss vollständig und genau erfasst bzw. vermessen werden. PV-Unternehmen stehen jedoch unter Zeitdruck. Ein zusätzlicher Auftrag bringt deutlich mehr Umsatz, als ein paar zusätzliche Module bei einem Kunden.
Die typischen Angebote und Empfehlungen des Verkäufers liegen daher fast immer deutlich unter dem eigentlichen Potential des Daches. Der Kunde merkt davon nichts, hat aber langfristig gravierende Einbußen zu verzeichnen.
Die Frage der optimalen Anzahl an Modulen muss für jedes Hausdach individuell beantwortet werden.
Jedes zusätzliche Modul mit brauchbarer Ausrichtung steigert den Systemgewinn massiv. Verlassen Sie sich nicht auf Schätzungen und das erstbeste Angebot Ihres Installateurs, sondern lassen Sie das Potential Ihres Daches unabhängig, individuell und faktenbasiert messen und berechnen. Es zahlt sich aus!